Heute bekam ich eine Mail von jemandem, der sich als Fotograf selbständig machen möchte.
Und ob ich Tipps hätte.

Ich habe dann mal einen kleinen Braindump zurückgeschickt. Hier ist er:
- Selbständigkeit erst mal als Nebenerwerb, nicht gleich den Day-Job aufgeben. Das gibt Dir die Möglichkeit, es erst mal mit wenig Risiko zu testen.
- Als reiner Fotograf muss man, um erfolgreich zu sein, entweder verdammt gut sein, oder sich eine Nische finden, die sonst keiner beackert – und dann in der Nische gut sein.
- Die Business-Seite darfst Du nicht ignorieren, die ist mindestens so wichtig wie die künstlerische.
- Gutes SEO ist auch sehr wichtig. Findbar und präsent sein. In möglichst vielen Medien.
- Hast Du ein Portfolio? Versetze Dich in die Situation des Kunden. “xzy möchte für mich fotografieren. Mal auf Google schauen, was der so macht. Ich finde nichts. Schade. Nächster bitte”
- Falls Du noch nicht viel Material hast, setze Dir zum Ziel, ein Portfolio mit tollem Material zu generieren. Jeden Tag ein Bild. Jede Woche ein Hammerbild. Jeden Monat eine Review-Session Deiner besten 50 Bilder mit einer Person Deines Vertrauens. Macht 50 gute Bilder im Jahr.
- Andere können Deine Bilder besser beurteilen als Du selbst.
- Am Anfang sind 99% Deiner Bilder schlecht. Das ist normal. Mit der Zeit lernst Du, warum manche Bilder besser sind als andere. Dann verschieben sich auch die Prozente.
- Üben üben üben, viel fotografieren. Dann noch mehr fotografieren. In vielen Situationen. Komposition lernen. Am Timing arbeiten. Technik kannst Du schon.
- Die andere Hälfte der Fotografie ist 100 mal wichtiger als die Technik. Ein langweiliges Bild, das scharf ist, ist ein scharfes, aber immer noch langweiliges Bild.
- Bei einem Bild mit Emotion macht es nichts, wenn es unscharf/verwackelt/technisch unperfekt ist.
- Betrachte jeden Tag Bilder von wirklich guten Fotografen. Henri Cartier-Bresson. Alfred Stieglitz. Edward Weston. James Nachtwey. Robert Frank. Elliot Erwitt. Yousef Karsh. Arnold Newman. Vivian Maier.
- Fotos nicht mit dicken Wasserzeichen zukleistern. Das schreckt ab. 98% aller Fotografen sind nicht gut genug, um Angst haben zu müssen, dass ihre Bilder geklaut werden. Und wenn eins in einem fremden Blog landet: ist das das Ende der Welt, oder evtl. gute Werbung?
- Denke in Projekten. In Sammlungen. In Themen. Wer alles können möchte, kann nichts.
- Konzentriere Dich auf einzelne Bereiche, die Dich interessieren.
- Höre kreatives Podcast-Futter, weniger technisches.
- Beschäftige Dich mit kreativen Dingen außerhalb der Fotografie. Musik. Malerei. Film. Elektronik. Programmierung. Sei ein “Maker” und schaffe Neues.
- Kunden ist es egal, mit welcher Kamera du fotografierst, Kunden wollen Gefühle kaufen, nicht Schärfe.
Weitere Tipps? Gerne in die Kommentare.